Keratokonus: Wenn die Hornhaut aus der Form gerät
Gerade Linien wirken plötzlich gebogen, Schilder beim Autofahren scheinen verzerrt, das Lesen wird anstrengend. Genau das erleben Menschen mit Keratokonus, einer Erkrankung der Hornhaut, die oft schleichend beginnt, aber die Sehkraft massiv beeinflussen kann.
Die gute Nachricht: Wer früh handelt, kann das Fortschreiten verlangsamen, die Sehkraft stabilisieren und oft wieder klarsehen – ohne den Alltag aufzugeben. Moderne Methoden machen es möglich, dass Menschen mit Keratokonus aktiv bleiben und ihre Lebensqualität zurückgewinnen.
Was ist Keratokonus?
Keratokonus ist eine degenerative Veränderung der Hornhaut, bei der sie allmählich dünner wird und sich kegelförmig nach außen wölbt. Das Wort Keratokonus setzt sich dabei aus den beiden Worten Kerato für Hornhaut und Konus für Kegel zusammen. Normalerweise ist die Hornhaut eine klare, stabile Schutzscheibe des Auges, die Licht präzise auf die Netzhaut bündelt. Bei einer normalen Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut ungleichmäßig gekrümmt, aber die Form bleibt stabil. Bei Keratokonus verliert sie ihre optimale Form. Lichtstrahlen werden unregelmäßig gebrochen, das Bild verschwimmt oder verzerrt sich. Durch den längeren Augapfel bei einem Keratokonus trifft das Licht vor der Netzhaut auf und die betroffenen Personen werden kurzsichtig.
Die Erkrankung kann ein Auge oder beide Augen betreffen und beginnt meist im Teenager- oder jungen Erwachsenenalter. Manche bemerken lange kaum Veränderungen, während andere früh eine deutliche Verschlechterung spüren.
Normales Auge
Auge mit Keratokonus
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber eine Kombination aus genetischen, mechanischen und biochemischen Faktoren spielt eine Rolle:
- Genetische Veranlagung: Keratokonus tritt oft familiär gehäuft auf.
- Schwache Hornhautstruktur: Bestimmte Strukturproteine sind weniger stabil, sodass die Hornhaut dünner und anfälliger wird.
- Chronisches Reiben der Augen: Besonders bei Allergien kann häufiges Reiben das Fortschreiten beschleunigen.
- Begleiterkrankungen: Menschen mit atopischen Erkrankungen, Bindegewebsschwäche oder Down-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko.
Die Kombination aus diesen Faktoren kann die Hornhaut langsam oder schneller verformen – und das tägliche Leben merklich erschweren.
Keratokonus: Typische Symptome
Keratokonus äußert sich oft schleichend, aber die Veränderungen sind spürbar und belastend:
- Unscharfes oder verzerrtes Sehen: Gerade Linien wirken gebogen oder wellig, Objekte können doppelt erscheinen.
- Starke Blendung: Lichtquellen erzeugen Halos oder Lichthöfe, besonders nachts.
- Verschlechterte Sehkraft in der Ferne durch Kurzsichtigkeit: Autofahren, Lesen von Straßenschildern oder Bildschirmarbeit wird anstrengend.
- Schnelle Schwankungen der Sehstärke: Brille oder Kontaktlinsen müssen häufig angepasst werden.
Diese Symptome können frustrierend sein, das Selbstvertrauen beeinträchtigen und alltägliche Aufgaben erschweren – von der Arbeit am Computer bis zum Autofahren bei Dunkelheit.
Diagnose: Früh erkennen, gezielt handeln
Keratokonus lässt sich heute dank modernster Diagnostik früh erkennen – oft noch bevor große Sehverluste auftreten. Ein erfahrener Augenarzt misst Hornhautdicke, Form und Oberflächenstruktur und kann so das Fortschreiten erkennen.
Typische Untersuchungen:
- Hornhauttopographie: Erstellt eine präzise 3D-Karte der Hornhautoberfläche.
- Keratometrie: Misst die Krümmung der Hornhaut.
- Pachymetrie: Bestimmt die Hornhautdicke.
- Sehtests: Prüft Sehschärfe, Verzerrungen und Kontrastsehen.
Früherkennung ist entscheidend. Wer rechtzeitig handelt, kann das Fortschreiten oft stoppen und die Lebensqualität bewahren.
Leben mit Keratokonus
- Regelmäßige Kontrolle: Auch bei stabiler Sehkraft alle 6–12 Monate untersuchen lassen.
- Augen schonen: Starkes Reiben vermeiden, Allergien behandeln.
- Angepasste Sehhilfen: Brillen oder Kontaktlinsen nutzen, die optimal korrigieren.
- Frühzeitig handeln: Bei Anzeichen von Verschlechterung sofort Facharzt aufsuchen.
Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich das Sehvermögen oft lange erhalten, und Alltag, Arbeit und Hobbys können ohne größere Einschränkungen fortgesetzt werden.
Fazit: Kontrolle und Lebensqualität zurückgewinnen
Keratokonus kann das Leben stark verändern – aber er ist kein Schicksal, gegen das man machtlos ist. Wer früh handelt, moderne Diagnostik nutzt und individuelle Behandlungsmöglichkeiten ausschöpft, kann die Sehkraft stabilisieren, klare Sicht zurückgewinnen und seine Unabhängigkeit behalten.
Erste Anzeichen wie unscharfes oder verzerrtes Sehen, Halos oder schnelle Veränderungen der Sehstärke dürfen nicht ignoriert werden. Früherkennung gibt die Kontrolle zurück – und öffnet die Tür zu einem Leben mit Sicherheit, Klarheit und Lebensqualität.
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